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Die Geschichte des Schlosses
Das Schloss Rothschild ist heute eine pittoreske Sehenswürdigkeit für Touristen und Kulturzentrum mit vielfältiger Nutzung für die Waidhofner Bevölkerung. Doch das war nicht immer so. Ursprünglich als mittelalterliche Wehrburg errichtet, wurde es im 19. Jahrhundert von der einflussreichen Familie Rothschild erworben und in ein repräsentatives Schloss umgestaltet. Die imposante Architektur und die geschichtsträchtigen Mauern erzählen von vergangenen Zeiten, in denen Adel und Industriegeschichte aufeinandertreffen.
Die Anfänge
Im 12. Jhdt befand sich in Waidhofen ein kleine Burganlage, über deren Größe man wenig weiß. Herrschaftszentrum für den Besitzkomplex im Ybbstal, den sowohl die Bischöfe von Freising als auch die Grafen von Peilstein beanspruchten, war die Burg Konradsheim. Bis heute dokumentiert das Mohrenwappen die enge historische Beziehung zu Freising.
Nach der Zerstörung der Burg Konradsheim 1360 durch Herzog Rudolf von Habsburg, wurde diese nicht wieder aufgebaut. Das Verwaltungszentrum wurde nun in Waidhofen errichtet, das durch den Eisenhandel bereits eine bedeutende Stadt geworden war.
Um 1400 befestigte Bischof Berthold von Wehingen Stadt und Burg nach dem neuesten Stand der Technik. Die Burg wurde auf die Länge von 40 m und der Bergfried mit neun Stockwerken ausgebaut.
Freising
Das Schloss diente als Wohn- und Amtssitz der bischöflichen Verwalter, die in den ersten Jahrhunderten hauptsächlich aus dem landsässigen österreichischen Adel kamen. Sie vertraten die Interessen des Bischofs, hatten die Angelobung von Richter und Rat der Stadt vorzunehmen und übten die Blutgerichtsbarkeit aus. Dennoch war die Burg immer auf den Aufenthalt des Bischofs vorbereitet, wie ein Inventar von 1316 dokumentiert.
Zwei Stadtbrände gingen 1515 und 1571 jeweils vom Schloss aus und zerstörten die ganze Stadt. Der letzte Brand 1571 hinterließ für fast ein Jahrhundert ca. 160 leerstehende Häuser in der Stadt.
Das Schloss wurde im 16. Jahrhundert unter Christof von Murhammer und Tristan Schenk zum Symbol für die unnachsichtige Verfolgung der Waidhofner Protestanten. Deren Anführer, der Stadtschreiber Wolfgang Ebenperger starb an den Haftbedingungen im Schlossturm.
Der Verfall
Säkularisierung und Mediatisierung der napoleonischen Zeit beendeten Anfang des 19. Jahrhunderts die Herrschaft des Hochstifts Freising über „Bayrisch Waidhofen“. Schloss und Herrschaft fielen an die österreichische Staatsherrschaft. Geblieben ist das Mohrenwappen des Freisinger Hochstifts.
Das Schloss, das schon in einem sehr baufälligen Zustand war, wechselte mehrmals die Besitzer, ohne jedoch entsprechend renoviert zu werden. Bei diversen Umbauten 1868 wurde das Pultdach am Bergfried entfernt und die unteren Verliese des Turms, in denen noch Folterinstrumente und Gebeine lagen, zugeschüttet. Die ybbsseitig gelegene Burgkapelle stürzte in den Fluss. Reste der Fresken sind heute noch im Schloss zu sehen.
Die Familie Rothschild
Albert Freiherr von Rothschild (verheiratet mit Bettina) erwarb 1875 das Schloss gemeinsam mit den fünf Forstverwaltungen Waidhofen, Hollenstein, Göstling, Gaming und Langau und wurde damit größter Grundbesitzer in Niederösterreich. Die Forstdirektion mit 70 Angestellten und 700 Arbeitern war im Schloss in Waidhofen angesiedelt.
1881 bis 1887 erfolgte der Umbau des Schlosses durch den Dombaumeister Friedrich von Schmidt, der auch das Wiener Rathaus erbaut hatte. Die Rothschilds ließen sich im Westflügel einen Wohntrakt einrichten. Der Arkadeninnenhof und das Stöcklgebäude entstanden in dieser Zeit.
Nach dem Tod seines Vaters 1911 übernahm Louis von Rothschild die Besitzungen in Waidhofen, Hollenstein und Göstling, während die Areale unter dem Dürrenstein an seinen Bruder Alphonse gingen. Die Forstverwaltung blieb aber in Waidhofen.
Die Familie ließ für das Schloss ein eigenes Kraftwerk am Schwarzbach errichten und spendete der Stadt erhebliche Beträge für die Kanalisierung und andere Infrastrukturprojekte. Auch für die Armenfürsorge waren sie durch ihre Großzügigkeit ein unverzichtbarer Partner des Bürgermeisters. Außerdem waren die Rothschilds große Kunstsammler und Mäzene und füllten auch das Schloss in Waidhofen mit vielen wertvollen Sammlungen.
NS-Zeit
Mit dem Anschluss an das Deutsche Reich 1938 wurden auch die Besitzungen der Rothschilds arisiert und das Schloss ging in Staatsbesitz über. Baron Louis wurde von der Gestapo verhaftet und fast ein Jahr in Haft gehalten. Erst nach Bezahlung von 2 Mill. Pfund Lösegeld wurde er entlassen und übersiedelte nach Amerika.
Bis 1945 verkehrten viele NS-Größen im Schloss. 1944 quartierte sich der Reichsarbeitsminister Hierl im Schloss ein. Die Einquartierung der Heeresgruppe Süd unter General Rendulic in den letzten Kriegstagen, führte dazu, dass hier nur kurz vor dem Anrücken der sowjetischen Besatzer die letzten Kapitulationsverhandlungen mit amerikanischen Truppenverbänden stattfanden.
1945/46 berichten einige Quellen über die Verwüstung, in der das Schloss nicht nur von den Besatzern, sondern auch den Einheimischen zurückgelassen wurde. Die Waidhofner bedienten sich an der Einrichtung des Schlosses zu Heizzwecken.
Die Försterschule
Nach der Restitution des Schlosses und seiner Forstgebiete an die Familie Rothschild 1946 überließ Louis von Rothschild, der inzwischen in Amerika lebte, die Besitzungen dem österreichischen Staat mit der Auflage zur Gründung einer Stiftung für die Forstbediensteten.
Die Forstdirektion wurde in den Betrieb der österreichischen Bundesforste eingegliedert, während im Schloss, das von nun an Schloss Rothschild genannt wurde, eine Forstfachschule installiert wurde, die zunächst in einer dreijährigen, später einjährigen Ausbildung betrieben wurde.
Das Schlossareal blieb daher für fast 50 Jahre ein abgesperrtes Gelände, das nur zu bestimmten Gelegenheiten, wie dem als gesellschaftliches Ereignis gefeierten Försterball, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Noch heute erinnern sich viele Waidhofnerinnen und Waidhofner an die glanzvollen Bälle.
Nach dem Verkauf des Schlosses 2002 wurde die Schule in das Kolpingheim verlegt, von wo sie im Jahr 2018 in das Schloss Orth in Gmunden übersiedelte.
Das neue Schloss voller Möglichkeiten
2002 konnte die Stadt das Schloss von den Bundesforsten erwerben und erhielt daraufhin den Zuschlag zur Landesausstellung 2007. Der Stararchitekt Hans Hollein konnte für den Umbau des Schlosses gewonnen werden. In ersten schnellen Skizzen entwarf er die Aufbauten, die dem Schloss eine unverwechselbare Silhouette geben sollten.
Die gewagten architektonischen Neuerungen riefen viele Verfechter des alten Erscheinungsbildes auf den Plan und formten sich zur politischen Oppositionspartei. Doch mittlerweile ist die „Kubusdebatte“ abgeklungen und Besucher und Einheimische nutzen den Kubus gerne als Veranstaltungsort für private Events.
Als Nachnutzungsprojekte für die NÖ Landesausstellung wurden 2008 das 5- Elemente Museum, das Stadtarchiv, die Stadtbibliothek, und das Tourismusbüro mit seinem Veranstaltungsmanagement in das Schloss verlegt. Seither glänzt es als Hochzeits-/Business-/Kultur-/Partylocation, Klangraumdestination und wissenschaftlich-historischer Dienstleister.